Montag, 30. Juni 2008
Es gibt ja durchaus Gerätschaften in einem Büro, da sehe ich ein, die braucht man nicht so oft. Da habe ich vollstes Verständnis dafür, wenn man mal eine Runde suchen muss, bevor man das verstaubte Köfferchen mit dem Labelprinter hinten in der hintersten Regalecke findet.

Jaaaaa, ich bin echt verständnisvoll, nicht, dass mir hier noch falsche Eindrücke entstehen.

Aber: PAPIER ist ja wohl ein Alltagsgegenstand! Und es kann doch wohl nicht ernsthaft sein, dass mein Chef seit einem Dreivierteljahr noch nie den Drucker oder das Fax aufgefüllt hat...

Fragt er mich heute allen Ernstes: "Wo haben wir denn Papier?"

Ja, wo haben wir denn unsere Augen?

Die Papierpacken stehen sowohl unter dem Drucker, in dem darunterstehenden Druckertisch, unter dem Faxgerät in dem darunterstehenden Schränkchen und unter dem Kopierer und dem darunterbefindlichen Kopierertisch - also strategisch total geil ausgeklügelt.

Man möge mir mangelndes Verständnis vorwerfen, aber irgendwann komm ich mir auch echt vereimert vor.

Ich frage mich ernsthaft, wie der Mann zurechtgekommen ist, als mein Kollege und ich letzte Woche unterwegs waren. Was macht der, wenn ich mal zwei Wochen in Urlaub bin?

Natürlich verlasse ich das Büro an meinem letzten Arbeitstag vor dem Urlaub nicht, ohne vorher sämtliche Papierquellen proppevoll zu packen, aber das wird keine zwei Wochen reichen...

So'n Chef.
Echt anstrengender als ein Kleinkind.




Mein Chef meint jetzt, selber einen Auftrag anlegen zu müssen. Normalerweise kommt er ja immer mit sehr scheinheiligem Gesicht in mein Büro, schaut mich wichtig an und fragt dann: "Könntest Du das übernehmen?"

Und ich sage natürlich immer "Ja!", denn was habe ich auch für eine Wahl? Selbermachen ist immer das kleinere Übel, dann stimmt wenigstens alles und ich muss mir nicht von Kolleginnen aus der Zentrale erklären lassen, dass wieder alles falsch ist.

Heute aber will er, wahrscheinlich so ein bisschen "back-to-the-roots"-mäßig selber eine Auftragsbestätigung schreiben und fragt mich erstmal nach den Ablademodalitäten bei dem Kunden vor Ort.

Natürlich habe ich derlei Infos im Kopf, aber für den Fall, dass ich mal tot, im Koma oder heiser bin, habe ich derartige Infos in unserem Warenwirtschaftssystem in einem schönen, übersichtlichen und eigens für derartige Zwecke vorgesehenen Info-Feld hinterlegt.

Aber warum sollte man dort nachsehen, wenn man auch einfach ins angrenzende Büro rüberrufen kann? Und außerdem? Wen interessieren eigentlich diese ganzen ulkigen Felder da im System?

Nachdem wir die Speditionsfragen geklärt haben, ging's weiter um das telefonische Avis - unser Kunde möchte gerne immer eine Stunde vorher telefonisch benachrichtigt werden. Das, habe ich meinem Chef auch erklärt, liegt daran, dass das Lager des Kunden etwas außerhalb ist, so dass dort immer extra jmd. zur Warenannahme hinfahren muss. Also sagte ich meinem Chef

"...und beim Feld "Avis" dann noch die Option "1 Std. vorher" auswählen und dann ist das auch schon fertig!"

5 Minuten später ruft's aus dem Büro nebenan:

"Und bei dem Avis-Feld schreib ich einfach "ja" rein?!?!?!?"




Freitag, 20. Juni 2008
Wie ich ja bereits berichtete hat es mein Chef ja nicht so mit dem frankieren, das bereitet ihm einfach ungeheure Probleme.

Andererseits kann man nun auch wirklich nicht behaupten, dass ich es ihm nicht bereits (mehrfach!) mit einfachen Worten erklärt hätte. Es liegen Listen und eine Briefwaage bereit - kann doch eigentlich alles nicht so schwer sein.

Aber: er versucht nicht einmal sein Gesicht zu wahren.

Heute läuft er mit einem Brief wedelnd in der Hand zur Postecke und fragt mich allen Ernstes:

"Und Belgien kostet genausoviel wie Deutschland?"

...ohne Worte...




baaaaaaaah!
Seit gestern hat Chef in unserem Kühlschrank Frikadellen beherbergt, die mit Ausdünstungen nicht sparen.

Hier im Büro riecht jetzt ALLES nach Frikadellen.

Und er läuft grad schön durch's Büro und brüllt "Boah, jetzt brauch ich aber ersma 'ne Fricko!!!"

Üärgs.

Ich brauch jetzt erst mal 'ne Pause. Und frische Luft.




Donnerstag, 19. Juni 2008
Telefonitis an sich find ich schon ein schlimmes Wort...
Wer benutzt denn das bitte - außer meinem Chef?

Naja auf jeden Fall diagnostizierte Cheffchen sich und allen anderen heute lautstark die "Telefonitis". Ihn störte es nämlich, dass während seiner 2-stündigen-Abwesenheit gleich ganze 3 (d r e i ) Anrufer aufschlugen und um seinen Rückruf baten. So eine Dreistigkeit aber auch, oder wie es mein Chef in seiner gewohnt unverblümt-motzigen Art formulierte:

"Wen soll ich denn noch alles anrufen?"

am besten einfach nur den Therapeuten.
meinen.
oder deinen.
auch egal.

Ich sag nur: pam-param-param




Mittwoch, 18. Juni 2008
Ich erwähnte ja schon, dass mein Chef gerne mal in das Geräusch des Kaffeemaschinenmahlwerks einstimmt. Heute morgen sollte ich was für ihn scannen. Ja, hallo! Da hat sich aber einer gefreut: Ein neues Geräusch, das man mitmachen kann!

Die schöne Messezeit ist endgültig vorbei. Wir befinden uns wieder mitten in der Realität.

Gestern war übrigens auch alles scheiße.
Der Tag fing für ihn schon übel an, weil eine E-Mail aus Italien kam, die ihn in Wallung brachte.

Insofern gab's dann auch kein halten mehr. Wenn der gute Mann einmal warm geworden ist, dann hält er das auch den ganzen Tag durch, sämtlichen Kolleginnen und Kollegen klarzumachen, dass sie alle scheiße, blöd und unfähig sind - einzig er ist der strahelende Held, Lichtblick unserer Firma und ohne ihn... hach, reden wir nicht drüber... das will sich doch wohl niemand ernsthaft vorstellen...

Also wurden munter die Kolleginnen aus der Logistik fertiggemacht, die anderen Vertriebskollegen sind ja eh alle Pfeifen und vom Einkauf wollen wir ja gar nicht reden...

Doch, doch - es ist schon immer schön hier im Büro...

*ääächz*




Montag, 16. Juni 2008
Jawoll, so melde ich mich zurück, von 4 äußerst anstrengenden Messetagen. 4 Tage mit meinem Chef, die dann aber doch - dank meiner "normalen" Arbeitskollegen und dem engen Terminplan meines Chefs dann doch ganz angenehm verliefen.

Heute morgen sah man sich dann im Büro wieder und ich wurde schlagartig zurück in die Realität versetzt.

Mein Chef hat tatsächlich ein Deutschlandtrikot angehabt... irgendwie schon ein bissi arm, oder?